Die Wechseljahre sind eine natürliche Phase im Leben jeder Frau, in der die Produktion von Östrogen und Progesteron in den Eierstöcken allmählich abnimmt. Diese hormonellen Veränderungen können zu einer Vielzahl von Symptomen führen, die bekanntesten sind Hitzewallungen, Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen. Doch die Auswirkungen gehen über das Offensichtliche hinaus: Ein Mangel an Hormonen erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Osteoporose und psychische Erkrankungen, wie depressive Verstimmungen. Viele Frauen fühlen sich in dieser Lebensphase alleingelassen, da das Thema lange Zeit tabuisiert wurde. Doch das muss nicht sein! Immer mehr Initiativen bemühen sich um eine bessere Aufklärung und Begleitung von Frauen in den Wechseljahren (z. B. WirSindNeunMillionen.de). Eine gezielte Hormontherapie kann helfen, Beschwerden zu lindern und gesundheitlichen Risiken vorzubeugen.
Warum ist ein Hormonmangel problematisch?
Östrogen spielt eine wesentliche Rolle im weiblichen Körper. Es unterstützt nicht nur die Fortpflanzungsfunktionen, sondern hat auch schützende Effekte auf das Herz-Kreislauf-System, die Knochendichte und sogar das Gehirn. Mit dem Rückgang des Östrogenspiegels während der Wechseljahre steigt das Risiko für:
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Östrogen trägt zur Flexibilität der Blutgefäße bei und unterstützt den Cholesterinstoffwechsel. Ein Mangel kann zu erhöhtem Blutdruck und Cholesterinwerten führen, was das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall erhöht.
- Osteoporose: Östrogen ist entscheidend für den Erhalt der Knochendichte. Ein Absinken des Hormonspiegels kann zu einem beschleunigten Knochenabbau führen, wodurch die Knochen brüchiger werden und das Risiko für Frakturen steigt.
- Gelenkbeschwerden: Viele Frauen bemerken in den Wechseljahren erstmals Schmerzen in Gelenken und Muskeln. Die abnehmende Östrogenproduktion kann Entzündungsprozesse im Körper verstärken.
- Kognitive Beeinträchtigungen: Östrogen hat neuroprotektive Eigenschaften. Ein Mangel kann mit Gedächtnisproblemen, Konzentrationsstörungen und einem erhöhten Risiko für neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer in Verbindung gebracht werden.
Warum waren und sind Hormone in Verruf?
In der Vergangenheit geriet die Hormonersatztherapie in Verruf, insbesondere nach der Veröffentlichung der Women’s Health Initiative (WHI)-Studie im Jahr 2002. Diese Studie deutete auf ein erhöhtes Risiko für Brustkrebs, Herzinfarkt und Schlaganfall bei Frauen hin, die eine kombinierte HRT mit synthetischen Hormonen einnahmen. Diese Ergebnisse führten zu weitverbreiteter Verunsicherung und einem Rückgang der HRT-Nutzung.
Doch bei genauer Betrachtung wurden einige kritische Punkte der Studie übersehen:
- Alter der Studienteilnehmerinnen: Die meisten Frauen in der WHI-Studie begannen ihre HRT erst viele Jahre nach Beginn der Wechseljahre. Neuere Untersuchungen zeigen, dass eine frühzeitige HRT, in den ersten zehn Jahren nach der Menopause, gesundheitliche Vorteile hat.
- Verwendete Hormone: Die Studie nutzte synthetische Gestagene, die nicht die gleiche Struktur wie das körpereigene Progesteron aufwiesen, und Pferdeöstrogene, die sich von bioidentischen Hormonen unterscheiden.
- Neue Studienlage: Aktuelle Forschungen zeigen, dass bioidentische Hormone (Hormone mit biochemisch gleicher Struktur wie körpereigene Hormone) das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken und sich positiv auf Knochendichte und Gehirnfunktion auswirken können.
Die Pille und Hormone: Ein Missverständnis
Oft wird die Antibabypille fälschlicherweise als Hormon missverstanden. Die Pille wird zur Empfängnisverhütung eingesetzt und enthält synthetische Gestagene und Ethinylestradiol, sie ist also eher ein „Anti-Hormon“, das die Hormonrezeptoren der Körperzelle besetzt, aber keine Wirkung erzeugt.
Expertenmeinungen
Dr. Sheila de Liz, eine renommierte Gynäkologin, betont die Bedeutung einer individuellen Herangehensweise an die HRT und die Vorteile bioidentischer Hormone. Sie argumentiert, dass bei richtiger Anwendung die Vorteile die potenziellen Risiken überwiegen. Ihr Ansatz ist es, Frauen über ihre Möglichkeiten aufzuklären, anstatt sie mit Angst vor Hormonen zu verunsichern.
Dr. Amy Killen, Expertin für regenerative Medizin, unterstreicht ebenfalls die Bedeutung des hormonellen Gleichgewichts für die allgemeine Gesundheit und das Wohlbefinden. Sie hebt hervor, dass bioidentische Hormone eine sichere und effektive Option für Frauen in den Wechseljahren darstellen. Zudem macht sie darauf aufmerksam, dass die richtige Hormonbalance nicht nur für Frauen, sondern auch für Männer im Alter essenziell ist.
Wie kann eine individuelle Hormonersatztherapie aussehen?
Jede Frau ist einzigartig – und so sollte auch ihre Hormontherapie sein. Ein erster Schritt ist eine umfassende Hormonbestimmung, um festzustellen, welche Defizite bestehen. Darauf basierend kann ein individuell angepasstes Therapiekonzept erstellt werden. Neben der Einnahme bioidentischer Hormone spielen auch Lebensstilfaktoren eine wichtige Rolle:
- Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse, gesunden Fetten und Proteinen kann helfen, den Hormonhaushalt zu unterstützen.
- Bewegung: Regelmäßige Bewegung, insbesondere Krafttraining, trägt zur Knochengesundheit bei und hilft, den Stoffwechsel anzukurbeln.
- Stressmanagement: Chronischer Stress kann die Hormonbalance stören. Techniken wie Meditation, Yoga oder Atemübungen können helfen, das Nervensystem zu beruhigen.
- Schlafhygiene: Ein gesunder Schlaf ist essenziell für die Hormonregulation. Frauen in den Wechseljahren sollten auf eine ruhige Schlafumgebung und eine ausreichende Schlafdauer achten.
Fazit
Die Wechseljahre sind eine transformative Phase im Leben einer Frau, die mit verschiedenen gesundheitlichen Herausforderungen einhergehen kann. Ein bewusster Umgang mit dem eigenen Körper und das Verständnis der verfügbaren Behandlungsoptionen, einschließlich der Verwendung bioidentischer Hormone, können dazu beitragen, diese Lebensphase gesund und erfüllend zu gestalten. Moderne wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass eine gut durchgeführte Hormontherapie mehr Vorteile als Risiken birgt. Anstatt die Wechseljahre als unausweichliche Last zu betrachten, können Frauen diese Phase nutzen, um gezielt in ihre Gesundheit zu investieren und ihre Lebensqualität nachhaltig zu verbessern. Suchen Sie das offene Gespräch mit der Ärztin und dem Arzt Ihres Vertrauens.